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„Geistig“ oder „Geistlich“

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Eine tiefere Beschäftigung mit der für den Bereich Kultur angebotenen Literatur sowie mit ihren Vertretern und Repräsentanten – auch auf der Bühne und in den Medien – lässt kaum erkennen bzw. erahnen, dass es einst in allen Hochkulturen eine Dimension des GEISTES gab, die von ihren Bürgern als die Höchste verstanden, respektiert, geehrt und verehrt wurde! Selbst die vielen Konfessionen scheinen das Verständnis und den Bezug zum Geistigen, zum Geist, gar zum HEILIGEN GEIST („Spiritus sanctus“) verloren zu haben. Da die Wissenschaffenden Denker und Forscher (Wissenschaftler) sich (primär durch das Versagen der Theologen der verschiedenen Kirchen, Konfessionen und Religionen) ebenfalls aus dem geistigen Lebensverständnis absentierten und sich heute mehrheitlich zugunsten eines geistlosen Materialismus erklärten, haben sie kein Verständnis für die bestehende, dem Menschen und dem Planeten übergeordnete Dimension des Geistes, des Geistigen! Das Resultat ist ein geistiger Notstand für alle Beteiligten, der mit negativen Auswirkungen auf die Kultur und damit auch auf sämtliche Bereiche der Zivilisation verbunden ist! In den Heiligen Büchern der früheren und gegenwärtigen Weltreligionen sind viele Hinweise für eine geistige Lebens- und Gemeinschaftsgestaltung enthalten – nämlich Erkenntnis, Akzeptanz und bewusste Integration in die für Mensch, Menschheit und Planet gegebene kosmisch-universelle Ordnung! Dieser Ordnung in Form von nachvollziehbaren Naturgesetzen unterliegen alle Bausteine und Lebensformen im Kosmos! Da diese Ordnungsgesetze primär geistigenergetischer Natur sind und sich über ihre materiell-physische Ausprägung und Ausformung nur indirekt erkennen und erforschen lassen, zweifeln viele Menschen – darunter auch intellektuell ausgebildete Wissenschaftler – an der Existenz geistiger Ordnungsgesetze und an der GEISTENERGIE, die auch als unzerstörbare Lebensenergie zu verstehen ist. Die mit dem großen, kosmisch-universellen Geschehen verbundenen Kreisläufe, in welchen nichts verloren gehen kann, zeigen ihre geistig-feinenergetische Dominanz allein schon darin, dass in Summe nicht einmal ein Fünftel des kosmisch bestehenden Umfeldes astrophysikalisch definiert ist. Der Rest sind ‚unbekannte‘, d.h. mit materiellen Maßstäben und Methoden noch nicht definierbare Energien! Offensichtlich sind noch nicht erkennbare Geistenergien auch in ‚feurigen Formen‘ bzw. plasma-energetischer Form überall vorhanden – es fehlt den Wissenschaftlern nur der Mut, ihre Forschungen zu erweitern und den notwendigen Schritt in Richtung Geistmaterie (die in allem energetisch und prägend zu berücksichtigen ist) zu gehen. Analoges gilt für jene christlich-mosaischen Theologen, die ihre zum Teil mystisch unwissenschaftliche, unlogische und widernatürliche, offensichtlich auch bewusstseinsbegrenzende Gottesvorstellung mit Gottvater und Gottsohn dringend zu korrigieren bzw. zu erweitern und auf neue Fundamente zu stellen haben! Allein dadurch kann der im geistigen Bereich heute noch geführte „Weltkrieg“ überwunden werden – denn der erkennbare Kosmos ist eine bipolare Ordnungseinheit. Alles mit unserem Planeten Verbundene ist daher eine Synthese aus mehreren Aspekten!

Der Begriff „geistig“

Sämtliche Lexika, auch in anderen Sprachen, sind und waren sich zu allen Zeiten darin einig, dass man unter GEIST (lateinisch, englisch: SPIRIT) die einem Menschen eigene, vom Leben, Kosmos bzw. Universum, der Natur oder von ‚Gott‘ verliehene höhere Vernunft zu verstehen hat! Die Vernunft wird aber heute häufig mit dem Verstand bzw. dem Intellekt verwechselt. Laut Lexikon wird die Vernunft im Unterschied zum Verstand wie folgt definiert: „Die Vernunft ist das oberste Erkenntnisvermögen, das den Verstand kontrolliert und diesem Grenzen setzt bzw. dessen Beschränkungen erkennt.“ Die Konsequenz daraus: Bei allen unseren Gedanken, Gefühlen, Wünschen, Worten und Taten darf der Intellekt zwar helfen – das Herz als Zentrum höherer Vernunft sollte aber die übergeordnete Instanz sein. Sogar in der wissenschaftlichen Praxis werden Vernunft und Verstand nicht immer richtig auseinandergehalten, da sich die willkürlich geteilten Natur- und Geisteswissenschaften über Zuständigkeiten und andere Formalitäten noch nicht einig sind. Einerseits beanspruchen die dogmatisch geprägten Kirchen (Theologen) noch immer eine Vorrang- und Vormachtstellung gegenüber den weltlichen Naturwissenschaftlern, andererseits findet man auf der naturwissenschaftlichen Seite zunehmend geistreiche und geistvolle Denker, so dass der ‚Heilige Geist‘ offensichtlich schon seit Jahrhunderten (siehe Giordano Bruno, Kopernikus und andere) im Begriff ist, bei den Theologen „auszuziehen“ und Seine All-Gegenwart in den Bereich der Naturwissenschaften zu verlagern. Der Prozess der Aufspaltung dieser existenziellen Erkenntnis- und Forschungsdimension kommt einer Schizophrenie des Menschen bzw. der Menschheit gleich! Da heute die Mehrheit der Menschen geistig ungebildet (unwissend) und daher noch ‚gläubig‘, d.h. guten Glaubens ist, bleiben viele, zum Teil sogar dogmatisch festgelegte „Glaubenswahrheiten“, die teilweise auf unwissenschaftlichen Unterstellungen beruhen, als bewusstseins- und menschheitstrennende Thesen im Raum stehen und bedingen eine Vielzahl von Sekten – d.h. kirchliche Abspaltungen. Allein in den USA werden rund 200.000 rechtlich selbstständige, unterschiedliche Kirchen und kirchenähnliche Vereine gezählt.

Im Mittelalter, als der große Ab- und Aufspaltungsprozess der bis heute fast „allmächtigen“ römisch-katholischen Kirche begann, entstanden zahlreiche Spitzfindigkeiten und Verwirrungsinitiativen, die bei den Bürgern, die damals weder lesen noch schreiben konnten, die kirchliche Autorität der römisch-katholischen Kirche wieder stabilisieren und stärken sollten. So wurden von den Theologen und Kirchenrechtlern neue Begriffe ‚erfunden‘, darunter der Terminus „geistlich“!

GEISTIG versus geistlich

Gleich anfangs ist deutlich festzustellen und zu betonen, dass ‚geistlich’ mit dem Begriff Geist, geistig oder gar Heiliger Geist nichts zu tun
hat! Hier sind sich die Lexika einig, dass unter dem Begriff „geistlich“ oder Geistliche“ ausschließlich ein beamteter Repräsentant des Klerus (vom einfachen Priester bis zum Papst) zu verstehen ist. Dass weder Päpste noch Kardinäle, Bischöfe oder Priester im Bewusstsein und Charakter geistig, d.h. vom Heiligen Geist ‚erleuchtet‘ sein müssen, sondern sogar völlig ungeistig, ja kriminell sein können, beweist die Kulturgeschichte und berichten die Medien täglich im In- und Ausland!

„Geistlicher“ – eine im Mittelalter erfundene Bezeichnung für Kirchenbeamte

Die vom Klerus bzw. den Kirchen benutzten Uniformen, Klassifikationen und Bezeichnungen sollten, sofern in den öffentlichen Medien verwendet, natürlich nicht zur Verwirrung beitragen. Dabei betonen wir hier noch einmal, dass es unter den Kirchenbeamten bzw. Geistlichen sicherlich auch ehrenhafte, vom Heiligen Geist durchdrungene Vertreter gibt bzw. geben kann. Aber: Weder eine uniformähnliche Verkleidung noch ein religiös klingender Arbeitstitel, offensichtlich nicht einmal Gnadenmittel oder Sakramente wie Taufe, Priesterweihe oder Abendmahl scheinen charakterliche Schwächen bzw. negative Veranlagungen zu eliminieren. Man sollte sich – im Hinblick auf seine Kinder – nicht unbedingt darauf verlassen, dass sich Geistliche diszipliniert und enthaltsam benehmen. Dies bedeutet aber nicht, dass weltliche Pädagogen, Erzieher und Verwaltungsbeamte besser wären! Offensichtlich mangelt es ‚an allen Ecken und Enden‘ an ETHIK bzw. an kultureller und sozialer Verantwortlichkeit. Auch ist niemand vor Anfechtungen der verschiedensten Art gefeit (siehe Matthäus 26,41: „Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet“). Es wäre eine ethisch wichtige und reinigende Handlung, wenn im Besonderen der Vatikan, aber auch andere christliche Kirchen, die Begriffe geistlich und Geistliche vermeiden und statt dessen klare, eindeutige interkulturelle Begriffe verwenden würden. Es ist für die Kirchen ein großer, oft nicht mehr gut zu machender Schaden, wenn sich ihre ‚ungeistigen‘ Mitarbeiter als unwürdig, krank, gar als kriminell offenbaren. Das zum Teil zur Selbsttäuschung verleitende Anspruchsdenken, das mit Titeln wie „Heiliger Vater“ oder ähnlichem verbunden ist, sollte normalisiert und entgeistlicht werden. Denn schon im Neuen Testament der kirchen-christlichen Bibel steht sinngemäß der Hinweis, dass der „Heilige Geist“ dort weht, wo ER will – und sich daher weder kirchlich verwalten noch missbrauchen lässt. Es genügt, dass es neben anderen Entartungen bis 1992 in Italien eine „Banco di Spirito Santo “ (Bank des Heiligen Geistes) gab… So entstanden und entstehen viele Missverständnisse, ja Missbräuchlichkeiten dadurch, dass man im Mittelalter (laut Duden) im deutschsprachigen Kulturkreis von Seiten des Klerus bzw. der Kirchen die Bezeichnung „Geistliche“ für Kirchenbeamte erfunden hat (die zwar geistig sein können aber oft ungeistig sind). Es wäre ein Akt christlich-ethischer Fairness, wenn der Begriff „geistlich“ oder „Geistlicher“ im Sprachgebrauch der Kirchen stillschweigend vermieden würde

Zeitschrift Welt-Spirale 07/08 2010